Alltags-allerlei oder wie ich kurz vergaß das Leben zu leben

Hach ja, der liebe Alltagstrott oder wie ich schon wieder kurz vergaß das Leben zu leben.... 

Momentan bin ich mitten in meinen Umzugsvorbereitungen. Alles was an guten Vorsätzen (Sport, Meditation, ...) auf der Reha gefasst wurde ist grad ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Schleichend, still und heimlich. Mein Taiji Lehrer macht wohlverdienten Urlaub, und so fallen auch diese wöchentlichen Termine weg. Naja und dann ist noch das Kisten packen und das ungeliebte "Ausmisten", auch wenn es gut tut, denn es fällt nur weg, was sowieso nicht mehr gebraucht wird, unnötig Platz weg nimmt und Ballast aus alten Zeiten ist. Tja und so vergeht der Tag und schwupp ist wieder Abend und ich denke: " Morgen, morgen mache ich wenigstens Qigong oder Taiji in der Früh." Doch dann sind da nach dem Aufstehen schon wieder so viele Gedanken in meinem Kopf, was es zu erledigen gilt und was eingepackt werden muss. "Wann war gleich nochmal der Termin? Dann mach ich dieses oder jenes gleich danach..." Und es ist schon wieder abends, die Couch ruft und der Kater will auch was erzählen. 

"Morgen geh ich wenigstens mal eine Rund laufen, vielleicht mit dem Foto." Und wie soll es anders sein, es regnet und regnet und regnet und wenn es mal aufhört, dann denk ich schon wieder nicht mehr daran raus zu gehen und etwas für mich zu machen. Schließlich muss noch was erledigt werden. 

Nach 3 Tagen fühl ich mich dann als hätte ich jahrelang nicht geschlafen und weil das Wetter draußen eh grad Regen und Gewitter bietet, verbring ich den Tag auf der Couch, mit den Gedanken irgendwo, trifte immer wieder ins Traumland und fühle mich abends noch müder. 

Am nächsten plagt mich dann das schlechte Gewissen, aber ich habe keine Energie und so siegt das "Nichtstun" erneut, und ich tue wirklich nichts, auch nicht für mich. Kein Taiji, kein Qigong, keine frische Luft, keine Meditation und auch keine Fotos. 

Schwuppdiwupp hat sich das Wetter eingeregnet, es ist grau und der Blick nach draußen hebt nicht gerade die Stimmung. Also packe ich weiter Kisten und vergesse auf mich zu achten.

Heute kam, nach einem mal wieder heftigen Regenguss, die Sonne raus, es war sogar blauer Himmel zu sehen und auf einmal dachte ich mir: "Wenn nicht jetzt, wann dann? Warum eigentlich nicht? Ich habe mein Kisten-soll für heute schon erreicht." Also raus aus der Jogginghose, rein in die Jeans, Kamera geschnappt und los.  Schon der Gedanke löste Freude aus. 

Als ich dann mit der Kamera unterwegs war, war es so schön. Eine innere Ruhe und ein innerer Frieden breitete sich aus. Alle Gedanken an den Umzug uns alles was dazu gehört waren weg. Ich war im Jetzt! Ich hörte die Vögel zwitschern, die Frösche quacken und nahm diese besondere Stille der Natur wahr. Meine Augen sahen all das Kleine und Große. Mit dem Foto in der Hand ging ich los-Meditation. Es entstanden schöne Bilder, aber das war gar nicht die Hauptsache. Das Wichtigste war, das ich in der Natur war, etwas für mich tat. Ich tankte in den 2 Stunden mehr Energie als bei 7 Stunden Schlaf. Wieder zurück stellte ich mir die Frage, warum tappen wir so oft in diese Falle, in diesen Trott des Alltags? Täglich eine halbe Stunde für uns ist so viel wert. Brauchen wir immer einen Anreiz, einen festen Termin oder jemand der uns bei der Hand nimmt um auf uns zu achten, etwas für uns zu tun?  

So schnell versinken wir in der Hektik des Alltäglichen, lassen uns anstiften von der Welt der Medien über alles informiert zu sein um überall mitreden zu können. Wie oft können wir ohne schlechtes Gewissen zugeben und zulassen mal nichts zumachen. Kein greifbar, sichtbares Ergebnis zu haben, kein Hausputz, kein Abwasch,etc., sondern etwas Produktives für unsere Seele zu machen? Das können wir schließlich nicht sehen und andere Menschen gleich gar nicht. Dabei ist dies etwas so Wichtiges und Schönes, denn es macht uns spürbar zufriedener mit uns!

Unser Leben vergeht ohne unser Zutun. Jeder hat seine begrenzte Zeit hier. Machen wir das Beste daraus und dabei ist es, wenn wir mal ehrlich sind, egal was der Nachbar über uns denkt. Leben und leben lassen, klingt abgedroschen, aber es ist wahr!

Vielleicht sollten wir, um diesem Trott öfter zu entfliehen, jeden Tag ein Termin mit uns selber im Kalender eintragen. Dann haben wir ein festes Date und nehmen uns selbst an der Hand. Der Anreiz für diese halbstüdliche Date ist die Zufriedenheit unsere Seele. 

Es wird uns nur schwer gelingen ganz aus diesem Alltag mit all seiner Hektik, seinem Höher-Besser-Weiter aus zusteigen, es sei denn wir schaffen es, in einer kleinen Gemeinschaft autark auf einer Almhütte zu leben. 

Aber es ist einen Versuch wert!

Wir müssen nicht sein wie alle. Lassen wir uns nicht immer wieder anstecken von all der Hektik um uns rum. Oft nimmt eine Sache in Hektik ausgeführt genauso viel Zeit in Anspruch als hätten wir sie in Ruhe und Struktur ausgeführt. Lassen wir uns nicht verführen von der scheinbaren Schnelligkeit. Und wenn wir nicht ständig mit 180 durch das Leben brausen, hat unsere Seele auch Zeit nach zu kommen. 

Ich trag mir jetzt auf jeden Fall ein tägliches Date mit mir in den Kalender und absagen gilt nicht ;) 

Wann hast du dein nächstes Date mit dir? 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

 Susann Christl

E-Mail: info@soul-mirror-foto.de

Mobil: 0176 20536491